Immobilien stellen bedeutende Vermögenswerte dar. Eine präzise Bewertung dieser Objekte ist entscheidend – etwa für die Finanzberichterstattung nach internationalen Rechnungslegungsstandards wie den IFRS, für die Kommunikation mit Investoren oder für strategische Management-Entscheidungen. Ein besonders verbreitetes und anerkanntes Verfahren ist dabei die sogenannte Discounted-Cashflow-Methode, kurz: DCF. Doch wie funktioniert diese Methode eigentlich genau – und warum gilt sie als so besonders aussagekräftig?
Was ist die DCF-Methode?
Die Discounted-Cashflow-Methode bewertet den heutigen Wert einer Immobilie auf Basis ihrer zukünftig erwarteten Zahlungsströme – also Einnahmen und Ausgaben, die im Laufe der Jahre mit dem Objekt verbunden sein werden. Zentraler Gedanke: Geld, das in der Zukunft fließt, ist heute weniger wert. Deshalb werden alle zukünftigen Cashflows mithilfe eines Diskontierungssatzes auf den heutigen Zeitpunkt „abgezinst“.
Das Ergebnis ist der sogenannte Barwert oder Net Present Value (NPV) – ein realistischer Marktwert der Immobilie unter Berücksichtigung von Risiko, Zeit und wirtschaftlicher Entwicklung.
Die DCF-Methode in der Immobilienwirtschaft
Wie viel ist ein Bürogebäude, ein Wohnkomplex oder ein Einzelhandelsobjekt heute wert? Die Antwort hängt nicht nur von Lage und Größe ab – sondern vor allem davon, welche Einnahmen und Ausgaben in Zukunft mit der Immobilie verbunden sind.
Daher eignet sich die DCF-Methode sehr gut für die Immobilienwirtschaft: Sie bewertet eine Immobilie nicht allein anhand von Vergleichswerten oder aktuellen Mieteinnahmen, sondern orientiert sich an der zukünftigen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Objekts. Im Mittelpunkt stehen dabei die erwarteten Zahlungsströme (Cashflows), also Einnahmen und Ausgaben, die mit einer Immobilie in den kommenden Jahren verbunden sind.
Vereinfacht gesagt: Die Methode fragt nicht „Was kostet oder bringt die Immobilie heute?“, sondern „Wie viel ist sie heute wert, wenn man alle künftigen Einnahmen, Ausgaben und einen späteren Verkaufserlös berücksichtigt – und auf den heutigen Tag ‚zurückrechnet‘?“ So wird beispielsweise ein Euro Mieteinnahme im Jahr 2030 heute als weniger wert angesehen als derselbe Euro im Jahr 2025.
Warum eignet sich die DCF-Methode besonders für Immobilien?
Immobilien zeichnen sich durch planbare Zahlungsströme aus – etwa durch Mieteinnahmen, planbare Betriebskosten oder planbare Investitionen. Die DCF-Methode kann diese Zahlen detailliert abbilden und erlaubt so eine besonders realistische Bewertung.
Die Grundbausteine der DCF-Methode
Die DCF-Bewertung einer Immobilie besteht im Wesentlichen aus folgenden Schritten:
1. Datengrundlage schaffen
Zu Beginn werden alle relevanten Ist-Daten gesammelt, etwa:
- Mietverträge (Laufzeit, Indexierung, Staffeln)
- Flächenaufteilungen und Nutzungsarten
- Leerstände und marktübliche Mieten
- Betriebs- und Instandhaltungskosten (z. B. Verwaltung, Reparaturen, CAPEX)
- Investitionsplanungen
- Marktprognosen (z. B. Mietentwicklung, Renditen)
- Verkaufserlös am Ende des Betrachtungszeitraums (Exit)
2. Cashflows prognostizieren
Im nächsten Schritt werden für jeden Monat (oder jedes Jahr) die erwarteten Einnahmen (z. B. Mieten, Nebenkostenerstattungen) und Ausgaben (z. B. Instandhaltung, Leerstandskosten, Verwaltung) prognostiziert – typischerweise über einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren.
3. Diskontierung der Cashflows
Auf Basis der Annahme, dass ein Euro in der Zukunft weniger wert ist als heute, werden diese Zahlungsströme mit einem Diskontsatz (z. B. unter Berücksichtigung von Marktrendite und Risikoprämie) auf den heutigen Zeitpunkt abgezinst. Dadurch ergibt sich der Barwert der wiederkehrenden Erträge.
4. Berechnung des Exit-Werts
Am Ende des Betrachtungszeitraums wird angenommen, dass die Immobilie verkauft wird. Der zu erwartende Verkaufserlös – der sogenannte Exit-Wert – wird ebenfalls auf Basis zukünftiger Mieteinnahmen und eines angenommenen Exit Yields (Verkaufsrendite) geschätzt und wiederum diskontiert.
5. Ermittlung des Marktwerts
Die Summe aller abgezinsten Cashflows plus der abgezinste Exit-Wert ergibt schließlich den Marktwert der Immobilie gemäß DCF-Methode.
VORTEILE DER DCF-METHODE
Die DCF-Methode bietet eine Reihe von Vorteilen gegenüber einfacheren Bewertungsverfahren wie dem Vergleichswert- oder Ertragswertverfahren:
- Zukunftsorientierung: Sie bezieht mögliche Mietsteigerungen, Indexierungen oder potenzielle Leerstände in die Bewertung mit ein.
- Transparenz: Jede Annahme – sei es zur Mietentwicklung, zu Kosten oder zur Exit-Rendite – ist explizit dokumentiert und nachvollziehbar.
- Flexibilität: Die Methode kann individuell an die Charakteristika jeder Immobilie angepasst werden, etwa bei besonderen Mietverhältnissen oder spezifischen Nutzungskonzepten.
- Marktnähe: Durch die Einbeziehung aktueller Kapitalmarktzinsen und Marktrenditen liefert die Methode realistische Ergebnisse.
Die Discounted-Cashflow-Methode ist mehr als nur eine mathematische Formel – sie ist ein leistungsfähiges Instrument, das wirtschaftliche Realität, Investorenlogik und Marktprognosen miteinander verknüpft. Gerade in einem dynamischen Umfeld wie dem Immobilienmarkt ermöglicht sie eine fundierte, transparente und nachvollziehbare Bewertung, die sowohl für interne Analysen als auch für die externe Kommunikation von zentraler Bedeutung ist.
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